Eine der häufigsten und meist diskutierten Anfängerfragen lautet wohl „Wie viel Geld brauche ich, um mit dem Traden anzufangen?“
Gleich vorab möchte ich festhalten, dass es auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort geben kann. Die Kontogröße ist von vielen persönlichen Faktoren abhängig. Welche dies sind, möchte ich dir in diesem Artikel näherbringen.
Die Kontogröße – Heiß diskutiert, dabei ist doch alles so logisch
Wie viel Geld braucht man denn nun, um mit dem Traden anzufangen? Gerade als Anfänger wird man zwangsläufig über diese Frage stolpern. Wenn man dann in den Weiten des Internets recherchiert, wird man schnell feststellen, dass es fast genauso viele Meinungen wie Trader gibt. Folgende Aussagen hast du vielleicht selber schon gehört oder gelesen:
- „Du kannst erstmal mit 100€ anfangen“
- „Um sinnvoll traden zu können, brauchst du mindestens 5000€“
- „Unter 100000€ braucht man gar nicht erst anfangen“
- …
Doch warum gehen die Meinungen über die „sinnvolle“ Kontogröße so weit auseinander? Einen der wichtigsten Gründe dafür habe ich bereits zu Anfang des Artikels genannt: Wie viel Geld man „braucht“ ist sehr subjektiv und kann daher nicht pauschal beantwortet werden.
Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen
Wie Recht der gute Kant doch hat. Die Frage nach dem „Wie viel“ muss man sich letzten Endes selbst beantworten. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass man beim Traden sehr häufig auf sich allein gestellt ist und man Ratschläge, Hilfestellungen etc. immer mit seinen persönlichen Erfahrungen abgleichen sollte.
Mach niemals den Fehler blind auf irgendwelche Aussagen von so genannten Profis zu vertrauen. Wann immer es um Geld geht, gibt es naturgemäß mehr Profis als Leute, die Ahnung haben. Und das gilt auch – vielleicht sogar vor allem – an der Börse.
Definiere zunächst deine Ziele
Mach dir von Anfang an klar, was deine kurz-/mittel- und langfristigen Ziele sind. Setz dir Meilensteine und behalte deinen Fortschritt im Blick. Eine Illusion möchte ich dir direkt am Anfang deiner Börsenkarriere nehmen: Mal eben schnell und einfach reich werden, wird nichts! Meine erste Lektion lautet demnach: Streich sämtliche Satzkonstrukte mit den Worten „schnell“, „einfach“ und „viel“, die mit dem Wort „Börse“ in einem Satz vorkommen, aus deinem Gedächtnis!
Um dir beim Setzen deiner Ziele etwas unter die Arme zu greifen, definiere ich mal eine grobe Unterscheidung zwischen realistischen Ausgangssituationen:
- Traden lernen
- Taschengeld aufbessern / Erspartes vermehren
- Lebensunterhalt durch Trading verdienen
Absolut nur in dieser logischen Reihenfolge können deine Ziele überhaupt definiert werden. Jeder kennt die Metapher, dass man beim Hausbau nicht mit dem Dach anfängt. Und genauso sieht es beim Traden aus. Es gibt auf dem Weg ein erfolgreicher Trader zu werden wenig bis gar keine Abkürzungen. Nicht zuletzt ist das der Tatsache geschuldet, dass Trading zu einem Großteil aus Erfahrung besteht, die man für gewöhnlich selber machen muss.
Die oben genannten Ziele sind natürlich sehr grob formuliert. Dein Ziele sollten deutlich präziser sein, damit du auch qualitativ beurteilen kannst, ob du sie erreichen kannst, bzw. bereits erreichen konntest. Betrachte meine Beispielziele eher als „Kategorien“, innerhalb derer du deine Feinziele formulieren kannst.
Wie viel Geld für dein erstes Ziel?
Dieser Artikel richtet sich in erster Linie an Anfänger. Daher gehe ich davon aus, dass du am Beginn deiner Börsenkarriere stehst und daher das Lernen im Vordergrund steht. In diesem Abschnitt soll es also darum gehen, wie viel Geld man, meiner Ansicht nach, für einen sinnvollen Start benötigt. Die „sinnvolle Kontogröße“ ist stark von dem gewählten Handelsprodukt abhängig.
Willst du echte Aktien handeln, so musst du deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als es zum Beispiel bei CFDs oder am Forex-Markt der Fall ist. Auf die genauen Unterschiede möchte ich in diesem Artikel nicht eingehen. Stattdessen möchte ich einfach, anhand eines vereinfachten Beispiels, verdeutlichen, wie sich die volle Kontrolle über das eingegangene Risiko zum Vorteil nutzen lässt und was das für das Thema „Kontogröße“ bedeutet:
Beispiel Hebelprodukte
Am Forex-Markt oder auch bei CFDs handelt man gehebelt. Vereinfacht gesagt heißt das, dass man nur einen Bruchteil des bewegten Kapitals selber besitzen muss. Ein üblicher Hebel liegt bei 1:100. Das bedeutet, dass man nur 1€ aufbringen musst, um 100€ zu bewegen. Dass diese Tatsache ebenso Risiken parat hält, wird nicht weiter verwundern. Auf diese werde ich in einem weiteren Artikel genauer eingehen.
Was bedeutet es denn für das Trading, wenn man nur einen Bruchteil der Ordergröße aufbringen muss? In der Praxis bedeutet dies, dass ich nahezu die volle Kontrolle darüber habe, wie viel ein Punkt des gehandelten Produkts wert ist. Dies ist ein enormer Vorteil gegenüber anderen Produkten, weil ich dadurch mein Risiko so anpassen kann, dass es sich für meine Kontogröße in einem akzeptablen Bereich bewegt.
Rechenbeispiel zur Verdeutlichung
Annahme: Du möchtest mit dem Traden anfangen. Das heißt, dass du zunächst einige Dinge lernen musst. Dazu gehören zum Beispiel die Besonderheiten der verschiedenen Handelsprodukte. Dabei wirst du sehr schnell erkennen, dass für ein kleines Startkapital von z.B. 1000€ einige Produkte überhaupt nicht infrage kommen.
Außerdem wirst du die, mit den jeweiligen Produkten verbundenen, Risiken kennen lernen und kannst dann selber beurteilen, was sich hinsichtlich Risiko „im Rahmen bewegt“.
Startkapital: 1000€
Risiko: 30 Punkte
Beim DAX-Future hat man einen Punktwert von 25€. In diesem Beispiel läge das Risiko also bei 30 Punkte x 25€ = 750€. Margin und Kosten pro Trade betrachten wir zunächst gar nicht. 750€ Risiko bei einem einzigen Trade sind für ein 1000€ Konto selbstverständlich viel zu hoch. Wir reden hier von 75% Risiko. Man sollte nie alle Eier in einen Korb legen, denn wenn dieser fiktive Trade schief ginge, wäre das Konto im Grunde genommen platt.
Nun betrachten wir dasselbe Beispiel anhand eines DAX CFD. Der Einfachheit halber orientiere ich mich am Preis des Futures. Das ist bei den verschiedenen Brokern unterschiedlich, für dieses Beispiel aber irrelevant:
Wir haben die Möglichkeit Bruchteile des „normalen“ Wertes zu handeln, so genannte Mini-Lots oder auch Mikro-Lots. Dies führt dazu, dass der Punktwert auf z.B. 2,50€ oder auch 0,25€ reduziert werden kann. In unserem Beispiel läge das Risiko dann bei 30 Punkte x 0,25€ = 7,50€. Damit läge das Risiko bei unter 1% der Kontogröße und bewegt sich damit in einem gesunden Rahmen.
In der Realität kann man das Risiko noch genauer skalieren. So könnte man seine Positionsgröße auch so bestimmen, dass man genau 10€, 15€ oder 17€ riskiert. Die Möglichkeiten sind nicht unbegrenzt, aber bei den meisten Brokern kommt man dem schon sehr nahe.
Fazit
Es gibt nicht die richtige Kontogröße. Abhängig von deinen Zielen und den Handelsprodukten, die dich interessieren, musst du für dich herausfinden, was mit deinem Kapital möglich ist und was dich der Erreichung deiner Ziele näherbringt. Stehst du ganz am Anfang und willst das Traden lernen, kannst du mit den richtigen Produkten durchaus mit 1000€ anfangen.
Die meisten Leute machen sich nur über mögliche Gewinne Gedanken und diese werden, in absoluten Werten betrachtet, natürlich gering ausfallen (bedenke bitte, dass 100€ bereits 10% wären!).
Tatsächlich ist es deutlich wichtiger, dass man sich am Anfang nur auf die Verluste konzentriert. Denn eines kannst du mir glauben: Solange du noch nicht traden kannst, ist die Kontogröße von noch geringerer Bedeutung. 100.000€ können genauso schnell weg sein wie 1000€. Das solltest du immer im Hinterkopf behalten.
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