Viele Menschen sind bestrebt etwas Geld an die Seite zu legen. Etwa für den kurzfristigen Urlaub, die mittelfristige Investition in eine größere Sache oder schlicht als Vorsorge fürs Alter. Wer darüber nachdenkt in Aktien zu investieren, wird früher oder später mit der Abgeltungssteuer konfrontiert werden. Gleiches gilt fürs Traden, für Sparpläne oder „normale“ Festgeldanlagen. In diesem Artikel soll es darum gehen was die Abgeltungssteuer ist, wie sie „funktioniert“ und warum sie, vor allem aber eine Verschärfung, alles andere als gerecht ist.
Was ist die Abgeltungssteuer?
Vereinfacht gesagt ist die Abgeltungssteuer eine Steuer, die bei jeder Art von Kapitalerträgen bezahlt werden muss. Zu diesen Kapitalerträgen zählen Zinsen (z.B. bei Festgeld, Tagesgeld, Giro-Konto etc.), Dividenden, Kursgewinne und auch Gewinne beim Trading (Zertifikate, Optionen, CFDs etc.). Man könnte dies also noch einfacher zusammenfassen: Immer dann, wenn sich Geld vermehrt, muss Abgeltungssteuer bezahlt werden.
So viel muss bezahlt werden
Grundsätzlich müssen 25% auf den Gewinn abgegeben werden. Tatsächlich kann dieser Satz aber von Person zu Person etwas abweichen. Ich bin kein Steuerprofi, deshalb kann ich an dieser Stelle nicht bis ins kleinste Detail gehen. Wer dazu mehr wissen möchte oder muss, sollte sowieso einen Steuerberater konsultieren. Zusätzlich zu diesen 25% können noch Soli (~5,5% von 25%) und Kirchensteuer (8% ± x%) anfallen.
Abführung der Steuer
In Deutschland führen Banken und Broker die Steuer automatisch ab. Vor allem beim Traden wird dies stark kritisiert, denn die Steuer wird nach jedem Trade direkt abgeführt und nicht erst am Ende des Jahres nach der eigenen Steuererklärung. Dies führt dazu, dass ein Trader in Deutschland im Laufe des Jahres trotz guter Trades weniger Wertzuwachs hat als ein Trader, der sein Depot im Ausland führt. Selbst wenn beide Trader völlig identisch handeln würden, wächst das Depot des Traders in Deutschland dadurch langsamer, weil von jedem Gewinn-Trade automatisch 25% abgeführt werden. Übrigens ist dies ein Grund dafür, dass so viele Trader NICHT in Deutschland handeln (denn Attraktivität sieht anders aus).
Wer muss Abgeltungssteuer zahlen?
Grundsätzlich jeder, der Kapitalerträge zu verzeichnen hat. Tatsächlich gibt es aber Freibeträge, die sich nach dem Familienstand richten. Eine ledige Person hat einen niedrigeren Freibetrag als eine verheiratete. Erstere darf jährlich bis zu 801€ steuerfrei „ansparen“.
Kritik bei der Einführung der Steuer
Der größte Kritikpunkt war sicherlich, dass die höhe der Abgeltungssteuer pauschal festgelegt wurde. Das heißt, dass sie unabhängig von Gehalt, Vermögen usw. für jeden 25% beträgt. Dies wurde gerne als „Steuergeschenk für Reiche“ beschrieben und dadurch für ungerecht gehalten. Ich sehe dies eher als typisch linke Parole und weniger als sinnvolle Kritik an. Der Reiche hat mehr Geld als der Arme und zwar völlig egal wie hoch diese Steuer ist. Es folgt ein Beispiel, bei dem ich noch mehr auf den kleinen Sparer eingehen möchte. Ich denke einfach, dass die meisten sich eher mit diesem identifizieren werden als mit dem Superreichen.
Ein einfaches Beispiel
Nehmen wir mal den Besserverdiener und halten unseren Neid auf Superreiche mal kurz in Schach. Als Besserverdiener bezeichne ich mal jeden mit 60.000€ brutto und mehr im Jahr. Nehmen wir einfach die 60.000€ für dieses Beispiel. Je nach Familienstand und Konfession kommen zu dem Spitzensteuersatz (hier 42%) noch mehr Abgaben hinzu (Soli und Kirchensteuer). So landet man schnell bei ≈48% Abgaben in Summe. Ich bin bei diesem kleinen Beispiel nicht besonders pingelig was die Zahlen angeht und sage einfach mal, dass 30.000€ übrig bleiben. Das Entspricht einem monatlichen Netto von 2500€.
Jetzt könnte es ja sein, dass es die persönlichen Umstände ermöglichen, davon ≈1000€ monatlich zum Beispiel in Aktien zu investieren. Vielleicht sind es 500€ oder „nur“ 100€. Wie es auch immer aussehen mag. Würde man zu Anfang 10.000€ und dann monatlich eine Summe x investieren, so kommt man als Lediger bereits in den Genuss Abgeltungssteuer zu zahlen, wenn eine realistische Rendite von ≈8% erreicht wird. Auch wenn die Rendite kleiner ausfällt, wächst das Konto durch regelmäßige Einzahlungen dennoch, sodass es früher oder später so sein wird.
Was genau ist daran jetzt unfair?
Was mich an der Sache tatsächlich stört, ist Folgendes: Wir reden bei diesem Beispiel von einem Besserverdiener, nicht von einem Top-Verdiener (wobei das gar nicht mal die Große Rolle spielt). Das sinnvoll genutzte Kapital wurde bereits mit ≈48% versteuert und jetzt hält der Staat das zweite Mal die Hand auf. Dabei ist es auch ziemlich unerheblich, ob die Abgeltungssteuer nun 10%, 20% oder 50% beträgt. Persönliches Eigentum, das erarbeitet und bereits großzügig versteuert wurde, soll jetzt nochmal versteuert werden. Mit diesem Gedanken kann ich mich einfach nicht anfreunden, ich halte dies tatsächlich für unfair.
Wem ist geholfen, wenn die Steuer verschärft wird?
Kurze Antwort: Niemandem. Der typische Linke freut sich vielleicht darüber, dass der Reiche (noch) mehr bluten muss. Ihm selbst bringt das allerdings überhaupt nichts. In der Realität sieht es sogar so aus, dass sich eine noch höhere Steuer negativ auswirken würde und zwar für jeden in Deutschland. Sollte die Steuer, wie aus einigen linken Kreisen gefordert, tatsächlich auf ≈40% oder mehr angehoben werden, kann man die Auswirkungen sowohl beim kleinen Sparer, als auch beim Großinvestor folgendermaßen beschreiben:
Der Kleine
Wer das Glück hat so viel zu verdienen, dass er fürs Alter etwas an die Seite legen kann, wird sich mit ziemlicher Sicherheit über Aktien informieren. In Zeiten von Nullzinspolitik bleibt ihm nämlich nichts anderes übrig. Nun spart er sich über einige Zeit ein kleines Aktiendepot von 10.000€ zusammen und versucht zusätzlich jeden Monat etwas mehr anzusparen. Kommt er über den Sparerfreibetrag von 801€, zahlt er jetzt ≈40% Steuern auf den Gewinn. Aus 1€ brutto wurden vorher schon 0,52€ netto. Aus 0,52€ Bruttogewinn werden bei 40% letzten Endes 0,31€ Nettogewinn. Ist das diese soziale Gerechtigkeit von der alle reden? Mal abgesehen davon, dass hier einfach immer mehr und mehr versteuert wird?
Der Große
Dem Großen gefällt das natürlich auch nicht, also muss er sich etwas einfallen lassen. Er beschließt sein Vermögen dort zu parken, wo er am meisten verdient. Unglaublich aber wahr, das geht. Er wird sich in Europa umschauen, notfalls auch in Amerika oder China. Aber eines ist sicher: Mehr als die 25% Abgeltungssteuer lässt sich niemand gefallen. Erst recht nicht, wenn er in anderen Ländern dieser Welt weniger Steuern zahlen muss. Jetzt könnte man auf die Idee kommen einen Mechanismus zu schaffen, der es diesen Leuten unmöglich macht ihr Geld ins Ausland zu schicken. Damit würde man nicht nur der aktuellen Wirtschaft heftigen Schaden zufügen, sondern die Investitionsbereitschaft generell und damit auch Wachstum innerhalb Deutschland erheblich beschneiden.
Generell
Bleiben wir realistisch und gehen „nur“ von einer höheren Steuer aus. Jeder, der die Möglichkeit hat Geld anzusparen, würde sich günstigere Alternativen suchen. Der Aktienhandel ist in Deutschland grundsätzlich nicht so populär wie in anderen Teilen der Welt (jedenfalls bei Kleinsparern). Nichtsdestotrotz würde jeder, bevor er in irgendetwas investiert, überlegen was für ihn dabei herausspringt. Wem das schon zu kapitalistisch ist, möge mir diese Zeile verzeihen und tradelatur.de verlassen 🙂 . Der Anreiz in deutsche Unternehmen zu investieren würde sowohl für den Kleinen als auch für den Großen verloren gehen. Das Ausland würde sich darüber sicherlich sehr freuen, aber hier zu Lande wäre damit niemandem geholfen.
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