Der Klimawandel, genauer der menschengemachte Klimawandel, ist ein schwieriges Thema. Unzählige Wissenschaftler weltweit forschen auf diesem Gebiet. Einigen wird Schwarzmalerei vorgeworfen (Alarmisten), wieder anderen Verharmlosung (Klimaleugner, Klimaskeptiker). Im Prinzip gibt es keine Mitte, sondern zwei Lager, die sich gegenseitig beschimpfen, verleumden, unwissenschaftliches Vorgehen vorwerfen und einiges mehr. Für den Durchschnittsbürger ist es nahezu unmöglich durch diese Thematik vollends durchzublicken.
Die wissenschaftlichen Methoden, physikalischen und mathematischen Grundlagen sind einfach viel zu komplex, um sich „mal eben kurz“ informieren und eine Meinung bilden zu können. Doch Forderungen nach Bestrafung, ja sogar von Todesstrafe war die Rede, für jemanden, der allgemein als „Klimaleugner“ bezeichnet wird, versetzt dieses Thema auf ganz neue Ebenen. Wie ich überhaupt auf dieses Thema komme, möchte ich in diesem Artikel etwas näher beschreiben.
Klimaleugnen unter Strafe stellen
Ich habe vor Kurzem einen Vortrag von Prof. Dr. Werner Kirstein gehört. Dieser beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Klima und natürlich ebenso mit der Frage nach dem menschengemachten Klimawandel. An dieser Stelle möchte ich nicht auf seine Aussagen eingehen oder diese in irgendeiner Form bewerten. Ich kann Ihnen seine Vorträge allerdings sehr empfehlen, allein schon aufgrund der Tatsache, dass ich es grundsätzlich für gut und richtig halte, seine Informationen nicht nur einseitig zu konsumieren. Soll heißen: Wenn Sie an den menschengemachten Klimawandel glauben, hören Sie sich ruhig mal andere Meinungen an. Gleiches gilt natürlich auch umgekehrt. Auch als Skeptiker sollte man sich mit den Aussagen der „Alarmisten“ auseinandersetzen.
In diesem Vortrag erwähnte Prof. Kirstein, dass es Forderungen gibt, das Leugnen des Klimawandels unter Strafe zu stellen. Dies hielt ich für einen Witz oder zumindest für eine Hyperbel. Dann habe ich dazu ein paar kleine Recherchen angestellt und wurde eines Besseren belehrt. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Forderungen in dieser Richtung. Einige dieser Beispiele werde ich im Folgenden nennen und verlinken. Sie werden bei Ihrer Recherche sicher weitere Fälle finden.
Klimaleugner – Ein Begriff, der es in sich hat
Lassen Sie uns mal kurz über den Begriff „Klimaleugner“ nachdenken. Was ist eigentlich Klima? Inwiefern unterscheidet sich Klima von Wetter? Für jeden, der sich in diesem Bereich noch nicht so richtig informiert hat, möchte ich dazu ein paar Worte verlieren. Als Wetter beschreibt man im Allgemeinen das, was man sehen und fühlen kann, wenn man vor die Tür geht. Dazu zählen Dinge wie Sonnenschein, Wind, Kälte und Hitze. Diese Phänomene lassen sich auch messen. Ich weise darauf hin, weil das beim Klima ganz anders aussieht. Beim Klima denkt man größer. Man nimmt im Grunde alle möglichen Ereignisse, die innerhalb der Atmosphäre über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahre beobachtet wurden heran und arbeitet dann mit Rechengrößen. Noch einfacher könnte man also sagen, dass es sich beim Wetter um echte Werte handelt, die sich messen lassen und beim Klima um statistische, die sich nicht messen lassen.
Was leugnet man denn, wenn man als „Klimaleugner“ bezeichnet wird? Dass es Klimazonen gibt? Oder dass sich Durchschnittstemperaturen erhöhen und verringern können? Vielleicht auch, dass Klima grundsätzlich keine fixen Größen beschreibt, sondern es natürlich auch Schwankungen gab und gibt? Der Begriff Klimaleugner ist ziemlich absurd. Ich habe noch niemanden sagen hören, dass es das Klima nicht gibt. Selbst wenn man vom Klimawandel spricht, findet man gar nicht so viele Leugner, wie häufig behauptet wird. Denn dass es solche Entwicklungen auf der Erde gab und gibt, bestreitet kaum jemand. Dazu zählen zum Beispiel Kalt– und Warmzeiten. Professor Kirstein hat dazu übrigens ein ganz witziges Statement abgelegt. Sinngemäß sagte er „Ich wurde auch schon als Klimaleugner bezeichnet, obwohl ich mich seit mehr als 30 Jahren mit dem Klima beschäftige“.
Strafen für Klimaleugner
Kommen wir nun zu ein paar fragwürdigen Äußerungen oder Forderungen nach Strafe. Da wäre zum Beispiel eine Rede von Sir Paul Nurse, ein britischer Biochemiker, Nobelpreisträger und Präsident der Royal Society. Dieser warf Klimaleugnern, Klimaskeptikern oder wie auch immer man sie nun nennen mag vor, dass sie Wissenschaft beliebig mit Ideologie und Politik mischen. Außerdem fügte er hinzu, dass man solche Leute „… zerquetschen und begraben…“ sollte [1,2]. Ziemlich starke Worte für einen sehr erfolgreichen Wissenschaftler, der ein paar Sätze vorher noch die fehlende Sachlichkeit, bzw. das unwissenschaftliche Arbeiten, der anderen kritisierte.
In „The Nation“ hat Mark Hertsgaard einen Artikel mit der Überschrift „Klimaleugnung tötet uns (buchstäblich)“ veröffentlicht [3]. Der Untertitel „Die Opfer von Hurrikan Harvery haben einen Mörder – und es ist nicht der Sturm“ bringt noch etwas zusätzliche Würze mit. Ok – Übertreibungen in Überschriften sollen zum Klicken animieren. Verbuchen wir das mal unter „clickbait“. Im Artikel ist allerdings immer wieder von Mördern die Rede. Am Ende kommt noch der Aufruf, die Dinge endlich beim Namen zu nennen „… Murder is murder, whether the murderers admit it or not. Punish it as such, or we encourage more of the same.“.
Noch präziser formulierte ein Professor an der Universität Graz seine Forderungen. Er stellte Vergleiche zu Massenmorden auf und ließ dabei auch den Papst nicht aus. Genaueres können Sie unter anderem im Spiegel lesen [4]. Dass die Bestrafung von Klimaleugnern notwendig ist, begründet er mit den vielen Millionen Toten, die der Klimawandel bereits gefordert hat. Er fügt hinzu, dass die Politik schon viel mehr dazu hätte beitragen können die Erderwärmung zu stoppen, würde es die vielen Klimaleugner nicht geben.
Inquisition 2.0?
Wie ich bereits zu Anfang dieses Artikels geschrieben habe, ist das Klima ein heißes Thema (Achtung Wortspiel). In der Wissenschaft ist es immer schon üblich gewesen, dass man sich über Themen streitet. Außerdem lebt die Wissenschaft von Thesen, Beweisen, Widerlegungen und wieder neuen Thesen. Dabei sollten Fakten immer im Vordergrund stehen – und zwar ganz neutral. Es mag sein, dass es wissenschaftliche Ansätze gibt, die gewissen Gruppierungen aus Politik oder Wirtschaft schmecken oder auch nicht. Wenn man allerdings anfängt Ideologien zu entwickeln und dann im Nachhinein die Wissenschaft dazu missbraucht passende Argumente für das, was man durchsetzen will, zurechtzuschneidern, wird es mindestens unsachlich. Mit Wissenschaft hat das dann nichts mehr zu tun.
Speziell die Forderungen nach Bestrafung erinnern mich an Zeiten, in denen man noch verbrannt werden konnte, wenn man gegen den Mainstream (Kirche!) seine Meinung vertrat. Gut, ich war damals nicht dabei. Aber aus der Geschichte wissen wir, dass z.B. Galileo mit seinen neutralen Forschungen nicht gerade Zuspruch von oben bekam (Kirche!). Sicher, die oben genannten Beispiele sind Einzelfälle. Es gibt sicherlich auch noch ein paar mehr, aber glücklicherweise sprechen wir hier nicht von „der Masse“ oder einem „Trend“. Die Wortwahl halte ich jedoch für ziemlich bedenklich. Man könnte das durchaus als Hetze oder Schlimmeres bezeichnen. Hier lediglich von Populismus zu sprechen, halte ich für untertrieben. Hier werden ganz eindeutig Menschengruppen aufeinandergehetzt – und das rein mit emotionalen, nicht mit rationalen Ansätzen.
Referenzen
[3] https://www.thenation.com/article/climate-denialism-is-literally-killing-us/
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