Wer kennt und liebt das nicht? Man ist mit der Familie oder mit Freunden sonntags im Grünen wandern oder mit dem Rad unterwegs. Es folgt eine Rast in einem Biergarten. Blauer Himmel, Sonnenschein – es könnte kaum schöner sein.
Nach dem anstrengenden Weg sitzt man in geselliger Runde, unterhält sich und hat Spaß. Noch eine Sache und der Tag ist perfekt: Etwas Leckeres auf die Gabel und ein schönes, kühles, bekömm… *ups* … äh … wohltu.. nee, vermutlich auch nicht… naja, ein Bierchen halt.
BGH stuft „bekömmlich“ als irreführend ein
Brauereichef Gottfried Härle reagierte enttäuscht: „Damit geht ein ganz selbstverständlicher und traditioneller Begriff für die Beschreibung deutscher Biere verloren. Nicht nur wir sind davon betroffen, sondern die ganze deutsche Brauwirtschaft.“ Bier werde seit Jahrzehnten mit „bekömmlich“ verbunden. Nun muss er sein Bier mit „geschmackvoll“ oder „süffig“ beschreiben. [1]
Da bin ich aber froh, dass sich der Staat so gut um mich kümmert. Gerade bei den Dingen, die Otto Normalverbraucher gar nicht auf dem Schirm hat. Wie oft wäre man schon dahingerafft worden, gäbe es niemanden, der die Zeit und das Geld der Gesellschaft für die wirklich wichtigen Dinge im Leben verbraten würde? Wie war früher überhaupt ein Zusammenleben ohne die ganzen Gesetze und Verordnungen möglich?
An Lächerlichkeit kaum noch zu Überbieten
Jetzt mal ehrlich. Wir haben uns schon vor einiger Zeit darüber lustig gemacht, dass es ellenlange Verordnungen gibt, die die korrekte Länge einer Schnullerkette festlegen. Wir wissen jetzt auch, dass Gurken nicht nur grün und wässrig sein müssen. Die korrekte Länge und ihr Krümmungsverhalten ist auch geregelt. Was ist eigentlich noch alles notwendig, dass selbst der staatsverliebteste Typ endlich mal aufwacht und sich fragt, ob die in Brüssel oder sonst wo eigentlich noch alle Latten am Zaun haben?
Der Teufel steckt im Detail und dafür hat der Bürger kein Auge
Das kleine, unscheinbar wirkende Adjektiv (= Wie-Wort) „bekömmlich“ ist also irreführend. Nun, versuchen wir kurz darüber nachzudenken. Abgesehen davon, dass nicht jeder Mensch ein Bier gleich gut verträgt (das kann z.B. mit der Stammwürze zusammenhängen), ist natürlich Alkohol im Spiel. Zu viel Alkohol kann unter Umständen zu Kopfschmerzen, Dehydrierung, Schwindel, Kotzerei und Scheißerei führen. Doch woher soll man das wissen, wenn nicht vom Staat durch aufwendige Studien ermittelt?
Es gab eine Zeit, da haben sich Großeltern und Eltern darum gekümmert, Ihre guten und schlechten Erfahrungen an die Kinder und Enkel weiterzugeben. Man mag es kaum für möglich halten, aber es gab vor 30, 50 und 100 Jahren Menschen, die ohne tausende Gesetze und Verordnungen lebensfähig waren. Heute unvorstellbar.
Irreführung nur beim Bier? Von wegen…
Nach einer durchzechten Nacht mit 40 Maurerbomben und Mettigel würde der eine oder andere sagen: „Uiuiui, das ist mir aber nicht gut bekommen“. AHA! Also war es nicht bekömmlich – trotz Werbung!
Und wie ist es bei anderen Werbungen? Mir fällt spontan Folgende ein: „Commerzbank – Die Bank an Ihrer Seite“. Ihr könnt das ja gerade selber mal ausprobieren. Ich habe mich jetzt mehrmals versichert. Ich habe mindestens dreimal nach links und rechts geguckt – HIER IST KEINE BANK!
Letztens war in der Region, in der ich beheimatet bin, ein stärkeres Unwetter. Unweit sind zahlreiche Flüge und Züge ausgefallen. Dummerweise kam ich gerade aus dem Urlaub und wollte mit dem Zug nach Hause fahren. Da stand ich also am Bahngleis. Völlig durchnässt und auf die Anzeigetafel schauend stellte ich fest: Der Zug fällt aus. Praktisch zeitgleich lese ich „Die Bahn macht mobil“. Ja wat denn nun!?!?
Aufregen bringt ja doch nichts
Ich läute jetzt den Feierabend ein. Wenn ich mich beeile, erwische ich noch ein paar der letzten Sonnenstrahlen. Also ab in den Garten und erstmal ein schönes und BEKÖMMLICHES Bierchen trinken… Prost! 🍻
Eure Meinung: Bekömmlich oder nicht?
Was haltet Ihr davon, dass Menschen vom Volk dafür bezahlt werden sich über belanglosen Stuss auszulassen? Ich weiß, dass es „treue“ Bürger gibt, die nicht nachvollziehen können, warum man sich darüber aufregen sollte. „Das ist doch nur Bier“ oder „das ist ja auch nicht bekömmlich, wenn man zu viel trinkt.“ würde der einen oder andere sagen. Haben wir denn wirklich keine anderen Probleme als diesen Blödsinn? Mir kann doch niemand weismachen, dass er es gut findet, dass für sowas Steuergeld verbraten wird.
Quellen
[1] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bgh-urteil-werbung-fuer-bekoemmliches-bier-verboten.6352a7e4-50f8-4782-b90d-c0fd40b7ffac.html
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